Gedankenaustausch WSC-Plattform

Ich will nicht den Spielverderber geben und überkritisch klingen, aber setze mich jetzt mal zu Qvip, denn er hat die Kernprobleme gut skizziert. Es klingt teils banal, ist aber einfach eine Tatsache in der WBB-Welt, was man also trotz Elan nicht ignorieren sollte. In Fragen und Gedankengängen formuliert:

1. Warum braucht es so eine Plattform, wenn wir das Community Forum haben und jede größere Plattform ihre eigenen Foren, Subforen, Kategorien u.ä. zum Thema besitzt?

2. Wer soll das aufbauen, besitzt neben der fachlichen Kompetenz auch einen guten Ruf, ist über Foren hinweg akzeptiert und respektiert? Plus, wir reden bei der Dimension von einem Team, sagen wir also 2-3 Personen.

3. Wenn man das richtig aufzieht, also wirklich als Kombination von News, Information, Hilfe usw., wird das ein Projekt, das man nicht mehr als Hobby-Forum nach der Schule/Arbeit aufziehen kann, das ist Arbeit.

4. Geschlossene Bereiche sind heikel, weil sie implizieren, dass eben nicht jeder Zutritt hat, sich schnell der Elite-Gedanke einschleicht und dann vorprogrammiert ist wie es weitergeht.

5. Die Plattform würde später, schätze ich, sowieso nur "missbraucht" werden. Damit meine ich, dort werden die Leute hingehen, die Crossposting betreiben, sich schnelle und kostenlose Unterstützung erhoffen, die sie so z.B. nicht im Community Forum erhalten ("Mein Kumpel hat die Lizenz, aber ich habe nur eine Frage und es geht schnell").

6. Die Fachgruppen (Designer, Entwickler, Sysadmins...) haben ihre Websites und für sie gibt es keinen Anreiz und konkreten Mehrwert sich auf einer weiteren Plattform zu betätigen.

7. Wie viel Gesprächsbedarf, Informationsaustausch und Co-Arbeiten gibt es wirklich? Theoretisch klingt das immer toll, in der Praxis wird wenig fachlich diskutiert, man trifft die üblichen Verdächtigen bzw. es wird schnell ruhig, wenn man "Zusammenarbeit" sagt.

Solche Projekte gab es immer, auch da hat Qvip recht, aber sie sind alle an mindestens einem, wenn nicht gar allen der o.g. Punkten gescheitert. Alle Betreiber dachten, sie könnten und wüssten es besser, hatten große Ziele und waren gedanklich schon im Bereich, dass sie eine Zusammenarbeit mit WoltLab anstreben, DIE Plattform schlechthin werden und die ToDo-Listen waren so lang, dass jedes Team ins Schwitzen kommen würde. Aber, keiner hat die äußeren Bedingungen einkalkuliert (wie die WBB-Welt ist, tickt, was geht und was nicht), keiner hat realistisch geplant, keiner hatte ein gutes Team und es endete stets in mehr oder weniger ersichtlichem Streit, Problemen bzw. dass die Projekte still und leise geschlossen wurde, man sah die Leute nie wieder.

Bei den jüngeren Leuten, also diesen 15-17-Jährigen, habe ich noch verstanden, dass sie es versuchen. Das waren/sind im Vergleich, sage ich so hart, Kinder, die nicht wirklich Teil der Community sind, eine Idee aufschnappen und sich bereits als nächster Forengott feiern. Von denen habe ich genug auch hier erlebt, wie sie jede Idee regelrecht aufsaugen, unreflektiert ein Projekt aufbauen und 2 Monate später ankommen, sagen: "Das war nichts." Klar, das hätte ich ihnen schon nach 10 Minuten sagen können, aber sie müssen es selber lernen, wollen mitunter einfach nicht zuhören. Aber, wie gesagt, das rangiert für mich unter "Jugenderfahrung", ist kein Drama.

Was ist kritischer sehe, sind die Leute, die es besser wissen müssten. Klassischer Fall: Nutzer x überwirft sich mit dem Community Forum Team, fand die Informationspolitik von Marcel und Alexander schon immer schlecht, hat immer eine Kritik auf den Lippen und denkt, es wäre Zeit, die "Wahrheit" anzusprechen, "offen" zu diskutieren und nicht dem "Mainstream" nachzulaufen. Diese Person wiederholt das so lange, bis sich mindestens 4, 5 Gefolgsleute finden, die jubeln und denken, nun würden auch sie gehört (praktisch kennt die Leute oft keiner, sie waren/sind da, mehr auch nicht). Voller Eifer wird ein Forum aufgebaut, es wird gegeifert, geätzt und - natürlich - sind alle anderen Plattformen doof, neiden ihnen den "Erfolg" (welchen Erfolg, kann man fragen). 3 Monate lang laufen dann all die Leute dort hin, die es lustig finden, sich Insiderwissen erhoffen oder einfach nur gratis Dinge abgreifen wollen. Der Rest der WBB-Welt beäugt das je nach Haltung amüsiert, ironisch oder dann kursieren wieder diese Screenshots mit Entgleisungen, peinlichen Aussagen zum Fremdschämen, Lügen usw. Irgendwann spricht sich das rum, also wird die Plattform von den seriösen Leuten gemieden, man denkt nicht mehr an sie, ignoriert sie und irgendwann liest man, die Seite wurde geschlossen. Wundert es einen? Nein.

Das klingt vielleicht erschreckend nüchtern, fast so, als möge ich Projektbetreiber nicht, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich schätze Einsatz, wünsche wirklich jedem Spaß und Erfolg. Ich würde mich sogar selber auf einer Plattform registrieren, wenn ich dort für mich gute Interaktion, Wissensaustausch u.ä. vorfinde. In der Praxis gibt es das so nicht, wir sind alle zu sehr verstreut, man trifft sich an einer Stelle und diskutiert am Ende stets mit den selben Leuten bzw. ich denke, ich kann recht präzise abzählen, mit welchen WBBlern ich wirklich konstruktiv über Designs/Plugins/Ideen/Projekte sprechen kann, ohne, dass sie denken, ich will ihnen etwas entreißen, madig machen o.ä. Im Gegenzug würde ich unken, können dass auch die WBBler bei mir.
Das wird dazu führen, dass man schon bei Leuten wie mir das Problem bekommt, wo man mich fachlich einreiht, weil ich eigentlich zu keiner "Seite" gehöre. Also, darf ich dann auf so einer Plattform in einen geschlossenen Bereich, weil ich eventuell helfen kann, oder nicht, weil ich explizit nicht Designerin/Entwicklerin bin? Würde mich der Betreiber aus Sympathie oder weil er mich kennt, hineinlassen, muss das nicht jedem schmecken, es wirft die Frage auf, ob einseitig entschieden wird (warum sie und ich nicht?). Würde das Team vorab abstimmen, kann es 50:50 für mich ausgehen oder in einem klaren Nein enden. Folge: Ich wäre vielleicht in der Lage konstruktiv zu helfen und gute Pluginideen zu liefern, weil ich das hier schon mit Cr@@gle mache und wir ein gutes Gespann sind. Nur, man lässt mich nicht in den Bereich, warum sollte ich dann auf der Plattform bleiben?

Am Ende scheitern Projekte auch schlicht mit an Einsatz und Zeit, denn man muss Leute haben, die nicht 2 Wochen ranklotzen, sondern konstant. Alle Leute bei cls-design werden praktische Erfahrungen haben, also muss ich nicht darstellen, was an Aufgaben man hat. Nur, in Spitzenzeiten, das weiß jeder, sitzt man stundenlang vor dem Rechner, es geht nicht, dass man nach 10 Minuten geht oder sagt "Soll wer anders machen". Team ist Team, man hat seine Aufgaben und wer anfängt sich da schon nach gewisser Zeit zu drücken, plötzlich konstant "Termine" hat, wer nicht bis zu einem gewissen grad Allrounder ist, der ist falsch und so wird es auch nichts. Und das ist die Stelle, wo ich innerhalb der WBB-Welt eher grau sehe. Wir haben gute Leute, keine Frage, ich schätze viele von ihnen sehr, aber sie reiben sich auf, es kommt nichts zurück und es dürfte schon daran scheitern ein schlagkräftiges Team zusammenstellen, das sich auch persönlich mag und ohne Konkurrenzdenken in den Dienst der Plattform stellt.

Trotz aller Sympathie, ich würde so ein Projekt also nicht weiterverfolgen und sehe dafür keine Basis.

Das ist in gewisser Weise eine Steilvorlage bzw. ich nutze das einmal als Beispiel und hoffe, du klopfst mir nicht auf die Finger @Black Rider

Komplett sachlich hier zu Diskussionszwecken gefragt: Was waren/sind die Schwierigkeiten, die eine Plattform wie zitiertes wcfinfo hatte bzw. so eine Website grundsätzlich haben wird?

Diese:

1. Die Plattform lebt von Interaktion in Form von aktiven Eintragenden und Kommentierenden.

2. Es braucht regelmäßig News, die aber nicht nur gelesen, sondern auch diskutiert werden müssen.

3. Die Plattform muss theoretisch jeden ansprechen, von Newbie über versierten Nutzer hin zum Fachklientel je Bereich.

4. Die Inhalte müssen sich auch von den Inhalten auf anderen Website abheben, nicht zu Bot-Feeds werden.

5. Die Plattform muss von der Ausrichtung her als alleiniges Projekt Sinn machen, eine Lücke füllen und das langfristig.

Da ich Black Rider aka Matze kenne und er mich, wird er jetzt beim Lesen nicht zusammenzucken und mir postwendend Prügel androhen. Von daher bin ich so frei diese Einschätzung vorzunehmen: Er als Betreiber hat den fachlichen Hintergrund gehabt, der für so ein Projekt ideal ist. Sprich, Knowhow in Punkto Software, langjährige moderative Erfahrung durch die Tätigkeit im Community Forum plus fachliche Vielseitigkeit durch sein "KittMedia". Es gibt für ihn also keinen Punktabzug in der B-Note, demnach man sagen muss, er wäre dem fachlich und vom Umfang her nicht gewachsen gewesen.

Und trotzdem.

Trotzdem hat sich gezeigt, dass man bestimmte Faktoren nicht ausblenden kann, aller Einsatz und alle Animation nichts bringt. Wir können 2 Stunden lang über das Design einer Plattform diskutieren, wo und wie man Details optimieren kann und es ist möglich recht präzise den Schreibstil einer Person zu deklinieren, um so abzuschätzen, ob es für eine bestimmte Plattform und ihre Mitglieder passt. Aber, selbst Goethe kann die WBBler nicht dazu verleiten zu kommen, sich einzubringen, regelmäßig mit an der Website zu arbeiten und sich als essentiellen Teil zu sehen. Wir haben ein gemischtes Publikum, aber es gibt bereits diese Probleme:

a) Es ist nur dem Begriff nach eine Community, in Wahrheit ist es eine reine Zweckgemeinschaft ohne tiefere Verwurzelung untereinander.

b) Wir sehen zu starke Ausrichtungen, um nicht zu sagen Lager (kommerzielle Fachforen, Hobby-Foren, nur Software-Nutzer ohne Community-Bezug....), die eine Vermischung erschweren.

c) Die Eigenwahrnehmung vieler WBBler ist klar, also entweder bin ich Nutzer/Kunde/Mitglied ( = Empfänger von Leistung, Informationen, Service...) oder Betreiber/Anbieter (= Produzent von Produkten, Inhalten, Service...)

d) Zwischenmenschliche Animositäten gehen bei machen Leuten tief und werden sich nicht auf Knopfdruck abstellen lassen.

Black Rider hat also mit der Plattform den richtigen Gedankengang gehabt, ist davon ausgegangen, dass er zu Beginn in Vorleistung tritt, der interaktive Charakter aber ersichtlich ist und nach und nach mehr Leute partizipieren. Das ist nicht passiert.

Man kann diskutieren, ob eine externe Hilfe-Plattform in diesem Kontext überhaupt so angenommen wird, wie man es sich theoretisch erhofft, denn am Ende werden die meisten Leute ins Community Forum und/oder in "ihr" Forum gehen, sich dort relevante Informationen herauspicken. Von daher bin ich eher geneigt zu denken, es wäre effektiver, "logischer" und nachhaltiger, wenn die Woltis so eine Hilfe-Link-Übersicht bei sich auf der Plattform einbinden würden. Natürlich, das heißt auch für sie Konzeption und Pflege (= Arbeit), von daher muss man immer fragen, ob es sich lohnt oder am Ende nur ein "nice to know" ist.

Ich möchte die WBB-Gemeinschaft wirklich nicht degradieren und es komplett negativ einschätzen, aber ich bin im Laufe der Forenzeit realistisch geworden, vielleicht schon zu realistisch. Das heißt, ich erwarte nichts mehr, bin kaum noch positiv oder auch negativ überrascht und gebe weniger auf große Worte, vollmundige Ankündigungen und Leute, die gefühlt auf jeder Hochzeit tanzen. Am Ende kann man zu oft bereits in der Ankündigungsphase bzw. in den ersten 4-6 Wochen sehen, wie ein Projekt verlaufen wird. Das ist menschlich mitunter schade und ich fühle mit, aber es ist besser mit kühlem Kopf an ein mögliches Projekt heranzugehen als mit zu warmen Hoffnungen.

Matze, solltest du dich jetzt doch von mir falsch dargestellt fühlen und das Bedürfnis verspüren das zu tun , dann...hier und Piekzeiten gibt es leider erst wieder ab November 2025, tut mir Leid. Im Ernst, korrigier mich ruhig oder trage nach, was ich nicht erwähnt habe.