Ich picke mir die interessanten Gedanken heraus, Rainer, und möchte diese gerne gezielt ansprechen:
Beide sind ziemlich erfolgreich, ... welchen Anteil haben ihre User daran? Null Komma gar nix behaupte ich mal frech, denn die ganzen User kommen ja nicht wegen Plugin oder Design, sondern wegen dem Menschen der das genau so umsetzt, wie er als Mensch halt ist!
Und jetzt lass mich den Gedanken mal weiter führen! Ist das nicht das Erfolgsrezept jeder Community? Der Macher dahinter? Die passenden User allerdings erfüllen die ganze Geschichte erst mit Leben. Aber der Erfolg oder Misserfolg hat andere Gründe!
Ich denke Jein, Rainer. Du hast recht, dass die Person/en hinter einem Projekt erst einmal die ist/sind, die diesem Leben einhaucht/en und auch ihren Stempel aufdrückt/en (Atmosphäre, Angebot, Umgangston usw.), aber gleichzeitig muss das auch seitens der Gäste/Mitglieder angenommen und im selben Stil weitergeführt werden.
Angebot und Person können im kommerziellen Bereich strikt getrennt werden, man erwirbt ein Design oder Plugin nicht aus persönlichen, sondern praktischen Gründen. Wenn mir der Ersteller und seine Plattform zufälligerweise noch menschlich gesehen sympathisch sind, wäre das ein positiver Zusatz, aber wenn ich das Design/Plugin möchte/brauchte, werde ich es so oder so erwerben - selbst wenn der Ersteller ein Teetrinker ist, der alle Kaffeetrinker (und somit auch mich) hasst, die Farbe rot liebt (ich mag blau), Steak isst (ich bin Vegetarierin) und eine Plattform in pink, mit BlingBling-Design und tanzenden Smilies besitzt bzw. zu monosyllabischen Antworten beim Support neigt.
In einer Community sind es auch die Macher bzw. das Team, die mit ihrer individuellen Art, dem Einsatz und der Forenpflege das öffentliche Erscheinungsbild prägen, aber zuerst steht doch das Thema selber. Ein Team kann noch so nett sein und sich täglich die Finger blutig tippen, wenn keine Affinität zum Thema da ist, man als Leser nicht spürt, dass für ein Thema gebrannt wird und man eher Einzeldarsteller und Egos wahrnimmt, die Mitglieder lediglich als Statistik dienen, dann wird sich kein Gast spontan animiert fühlen in das Forum zu kommen. Sicher, man sagt vielleicht "Er bemüht sich", "Der XX ist ein liebenswürdiger Mensch" oder "Die sind lustig", aber das reicht nicht für die Plattform als solches.
Plus, jedes Projekt wird zusätzlich von den Mitgliedern weiter geprägt, das durch konkrete Wünsche und ihrem Verhalten bzw. eben auch dadurch, dass sie Dinge annehmen oder nicht. Egal ob kommerzielles oder nicht-kommerzielles Projekt, ohne die Kombination von Kopf/Team und Mitgliedern, die eben alle ihre Leidenschaft und auch Feedback einbringen, wird ein Netzwerk nicht bestehen und wirklich interaktiv sein.
Insofern, um die thematische Brücke zu schlagen, sehe ich es positiv, wenn sich alle einbringen und auch konkrete Wünsche für ihre Community äußern. Nur stelle ich mir eben die Frage, wie demokratisch man das machen kann, ob wir nicht eher das Phänomen haben, dass ein Projektleiter nach Trends und vermeintlichem "Das-hat-jeder"-Verhalten agiert und ob zu viel Angebot wirklich das Verhalten positiv steuert (gezieltes Nachdenken, Abwägen, Vergleichen und dann sinniges Entscheiden) oder den gegenteiligen Effekt hat (Masse statt Klasse, horten und sicher auch auf technischer Ebene das Problem, dass sich nicht adäquat mit den Produkten auseinandergesetzt wird und sie tatsächlich individuell zum maximalen Nutzen eingesetzt werden)?
Was ich noch in die Runde werfen möchte, ist eine recht interessante Feststellung von mehreren Leuten, die zu diesem Schluss unabhängig voneinander kamen. Und zwar gab es die Meinung, dass kurioserweise (?) oft die Projekte wirklich nachweislich erfolgreich waren/sind, die nicht auf Plugin-Hortung aufgebaut waren/sind.
Intuitiv würde man ja so rechnen: Mehr Input = potenziell größeres Klientel = mehr Zulauf = mehr Erfolg.
Nur habe ich selber auch Gemeinschaften gesehen, die im Grunde ein WBB in der "Grundausstattung" führen und vielleicht 2, 3 kleine Details beinhalten, aber ansonsten nicht außergewöhnlich bestückt wären. Egal ob man deren Design nun toll oder hässlich findet bzw. etwas mit dem Thema anfangen kann, es zeigt doch, dass eine solche Gemeinschaft tatsächlich der Definition nach wegen des Inhaltes da ist und nicht, weil aggressiv mit Plugins&Co. hausieren gegangen wird. Ist weniger also auch in der Forenwelt mehr?
Ja und wie schaut es jetzt mit Software aus? Konzepte kann man nur mit Software verwirklichen, die ermöglicht Konzepte umzusetzen. Wie aber schauen die Möglichkeiten aus bei einer Software die immer mehr sich ihrem Gegenpart anpasst? Mit dem Gegenpart meine ich jetzt nicht andere Forensoftware sondern den Gegenpart aller Communities FB und Co. Ist die noch geeignet, eigene Konzepte umzusetzen?
Das ist eine gute Frage, ich würde mich ihr so annähern:
Vorsichtig formuliert würde ich sagen, für die Palette der Unterhaltungs- und Freizeitforen dürfte auch ein WBB jetzt und später all das bieten, was sie brauchen und sogar mehr. Ob Designs oder Plugins, man kann recht schnell die Grundausstattung zusammenbekommen und muss gar nicht sofort in Richtung individueller Anpassung gehen.
Und genau an der Stelle setzen dann die Projekte ein, die über den reinen Unterhaltungsrahmen gehen. Kommerzielle, professionelle oder fachspezifische Netzwerke, die auf ein bestimmtes Klientel ausgerichtet sind, keinem Trend nachlaufen, sondern versuchen für ihre Mitglieder das Maximum an Gemeinschaft, Information und Austausch zu ermöglichen.
Da bediene ich mich einmal deiner Wendung, Rainer, nämlich der des "aus einem Guss". Ich glaube, das passt dann in diese Richtung, weil hier der Augenmerk nicht auf eine bestimmte Software und Produkte ohne sinnvolle Einbindung liegt, sondern darauf, eine vielseitige, aber homogene Plattform zu bieten, die das Kernthema vielschichtig auslebt. Angefangen vom spezifischen und individuellen Design, hin zu den Plugins, die die Nutzer fachlich passend brauchen und nutzen möchten, über interaktive Module, die wirklich den kommunikativen Charakter lebendig halten und dass am Ende im Idealfall eine in sich stimmige soziale Plattform wird, wörtlich verstanden. Dass also alles interagiert, zusammenpasst, eine Einheit bildet und dabei sowohl das Kleine das Große wiederspiegelt als auch umgekehrt.
Und genau an der Stelle weiß ich nicht, ob Community Software, wie eben auch WBB, das (noch) abdecken kann. Ja, wir haben den Grundstock an Material, salopp gesagt, aber Begriffe wie "intuitiv", "interaktiv" und "Netzwerk" werden anders interpretiert als z.B. ich es für mich deute. Es geht also in Richtung Zeitgeist im Sinne von möglichst viele Menschen zusammenzubekommen, die mehr oder weniger sinnvolle Dinge tun können (Statusanzeige, Pinnwand-Hinweis, Spiele spielen, Threads folgen...) und das von der Handhabung so einfach wie möglich, damit es jeder kann. Die Frage, ob diese Massenkompatibilität auch ihre negativen Auswüchse haben kann, wird gar nicht erst gestellt, weil es eben "jeder" hat, toll findet etc.
Auch WoltLab will Geld verdienen und stellt nur das Medium, der Käufer ist der, der mit dem Produkt sinnvoll und individuell umgehen soll, aber ich sehe da eher die Zunahme von diesen Mini-Facebook-Foren und denke weniger, dass wir in den Bereich "aus einem Guss" kommen. Ich will nicht so weit gehen und sagen, uns erwartet Masse statt Klasse, aber vom Gefühl her entfernt sich für mich Community Software von ihren Wurzeln und dem, was sie sein und bieten könnte, in Richtung dieser Einkaufscenter nach amerikanischem Vorbild: Groß, vollgestopft mit überwiegend billigen Ketten, alles unter einem Dach und schön kommerziell auf die "Bedürfnisse" des Kunden abgestimmt (Farbpalette, Hintergrundmusik, Anordnung von Läden und Esstempel etc.). Wo bleibt da noch die kleine, exklusive Boutique mit Wohlfühlfaktor, persönlichem Kontakt und individuellem Wiedererkennungswert?