Sylvester / Neujahr

  • Felix


    Der Schnee fiel dicht als ich zu Petra kam. Es war Sylvester und sie hatte zur Party geladen.
    Das Wohnzimmer strahlte noch einen Hauch der Weihnacht aus. Nur schwirrten auch einige Luftschlangen durch die Gegend und Luftballons lagen herum. Am Tisch saßen schon einige Leute und lachten herzhaft über die Witze eines etwa 40jährigen Mannes. Sie schienen sehr vergnügt und so gesellte ich mich mit meinem Glas Sekt zu dieser Gruppe. Der Mann, er stellte sich mir als Felix vor, war derjenige, welcher in dieser Runde am vergnüglichsten war. Gut gelaunt feuerte er seine scherzhaften Sprüche in die Runde und brachte uns alle zum lachen. Er hatte eine angenehme Ausstrahlung und schien des Lebens froh zu sein. Neben ihm saß Gaby, nur halb so gut gelaunt und zeitweise herbe nachdenkliche Züge im Gesicht. Immer wenn Felix sie sah, sah er ihr aufmerksam in die Augen, nahm die Zeigefinger und formte seine Lippen zu einem breiten Grinsen. Dann lachte er auf, erhob sich und ging zu Petra um sein Glas Sekt wieder füllen zu lassen. Während seiner Abwesenheit war die Stimmung am Tisch bedrückend und ich vermisste die fröhliche ausgelassene Stimmung die Felix verbreitete. Auch ich erhob mich und gesellte mich zu einer weiteren Gruppe, die vor dem Weihnachtsbaum zusammen stand und sich angeregt unterhielten. Hier ging es um Urlaub. Gerade erzählte Jörg, dass er morgen zum Skifahren ins Zillertal entfleuchen würde, als Felix sich zu uns gesellte. Er stellte sich neben mich und wir grinsten uns an. Nach einer Weile sagte Felix, dass er auch gerne Skifahren würde. Die Unterhaltung ging dann um die lustigsten Abenteuer auf der Piste und Felix war begeistert von dem Geist des Skifahrens. Noch in der nächsten halben Stunde war beschlossen, dass er mit Jörg mitfahren könne. Felix war außer sich vor Freude. Was man auch an seiner Art und Weise, wie er den Abend verbrachte, unschwer erkennen konnte.
    Eine heitere Party nahm ihren Lauf und Felix war mitten darin, einer der lustigsten Gäste, die ich je erleben durfte. Um Mitternacht versammelten wir uns alle auf der Garagenauffahrt, bewaffnet mit Sekt und einigen Sylvesterraketen. Die letzten Sekunden wurden abgezählt und pünktlich zu Mitternacht knallten die Korken der Sektflaschen. Natürlich war es Felix, der lachend eine riesige Fontaine des prickelnden Getränks in die Luft jagte. Die Gläser erklangen mit einem wunderschönen Ton, und läuteten sanft das Neue Jahr ein. Die Raketen flogen zischend in die Luft, wo sie knallend und pfeifend ihre schönen Sterne an den Himmel malten. Seltsamer Weise war ich wieder neben Felix gelandet und sah gerade zu ihm rüber. Er beobachtete den Himmel und seine Augen strahlten eine Sehnsucht aus, die eines verliebten Blickes glich. Gaby stand an der anderen Seite und hatte ihren Arm um Felix gelegt. So standen sie beide da und betrachteten den Himmel, der sich von Sekunde zu Sekunde in anderen Farben präsentierte.


    Es ist jetzt sechs Wochen her, ich stehe auf einem kalten Friedhof und lese die Inschrift auf einem neuen Grabstein: „Hier ruht Felix, trotz schwerer Krankheit und dem Wissen bald sterben zu müssen, bis zum letzten Tag voll Lebensfreude. Auch der Tod kann ihm keine Sekunde davon nehmen.“


    Aus meinem letzten Buch, Zuckersüß und knüppel hart


    Wünsche allen einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2012


    LG jowina