Ich greife mir einmal einen Punkt heraus und komme dann zu weiteren Themen:
Das finde ich ganz ganz schlimm, das die Menschen nicht nachdenken. Sie folgen mal wieder jemanden der alles im Sinn hat, aber nicht das es den Menschen besser geht. Man würde vom Regen in die Traufe kommen. Genauso verstehe ich auch nicht die Menschen, die immer noch sagen "wir schaffen das !". Selbe Problematik. Nicht selbstständig nachdenken. Hauptsache folgen. Beide Seiten sind extrem und Du sthst in der Mitte und kommst nicht zu Wort, sondern eher ab in eine Schublade.
Woher kommt das?
Sicher, wir können es uns auch leicht machen und sagen, ein paar Leute sind wirklich nicht in der Lage rational zu hinterfragen, andere zu faul dafür und wiederum andere finden es lustig zu liken, zu meckern usw.
Ich denke, ein Problem ist wirklich die mediale Berichterstattung und die krude Mischung politischer Aussagen.
Auf der einen Seite haben wir die Medien, die durch ihre Berichte nicht mehr harte Fakten präsentieren, sondern auf empathie-gesteuerte "soft news"-Formate hin arbeiten. Beispiel: Keine fundierte Argumente-Gegenargumente-Berichterstattung, sondern bevorzugt eine Sicht, Bilder und Wortwahl, die an Urängste und/oder eben das Herz abzielen soll. Paradox ist, durch das www steht uns im Grunde eine vielzahl an Kanälen zur Verfügung, wir könnten uns durch hunderte Seiten, Blogs, Newsforen usw. lesen, recherchieren usw., aber tun wir das? Nein, das wäre zu viel, zu anstrengend und unübersichtlich, es würde eben erforden, dass man nicht nur mit den Augen liest. Also, eine, bis zwei "verlässliche" Quellen (je nach Klientel eben Seiten wie die vom Stern, Spiegel, FAZ, BILD usw.) ansteuern, das glauben und so mehr oder wenig originär auch zur eigenen Meinung machen (das wurde inhaltlich teils vom Programmrat hinsichtlich der ARD-Berichte rund um die Ukraine-Krise bemängelt).
Das trifft nun auf Politikersprech der Marke "Wir schaffen das" (was Obama kann, kann Angela Merkel also auch) und Positionspapiere, die man dem "normalen" Bürger kaum vermitteln kann. Verallgemeinerung und Phrasendrescherei auf der einen Seite ("Wir müssen die Zuwanderung strukturieren"), syntaktisch-semantische Monstrositäten auf der anderen Seite (man denke nur an die Wahlprogramme der Parteien und wie man eine Kernaussage auf zig Seiten "verstecken" kann, so dass man nicht mehr weiß, worum es überhaupt geht).
Ohne es als Bankrotterklärung an den vernünftigen Menschen klingen zu lassen, aber ist es dann wirklich noch ein Wunder, wenn Leute einfache Wahrheiten, schwarz-weiß-Skizzen und dem Papagei-Syndrom zum Opfer fallen?
Und dann nehmen wir eine Portion persönlichen Frust hinzu, niedere Beweggründe wie Neid, gemischt mit der "Sorge" in der sozialen Hierarchie noch weiter zu sinken. Das, was man vorher für sich behalten hat, maximal daheim vor dem Fernseher Mann/Frau sagte, wird nun öffentlich salonfähig, man ist nur ein besorgter Bürger, der sich Luft macht. Und man ist auch nicht alleine. Die "Wahrheit" der Masse. Und ja, das www ist anonym, da kann ich mir Zustimmung holen, Ärger abbauen und zeigen, dass ich nicht dumm bin, sondern eine Meinung habe.
Ich schreibe das hier so betont salopp, weil es eigentlich kein Studium braucht, um gewisse Strukturen, Wortwahl und den Geist hinter Verhalten zu sehen. Nur, es ist besorgniserregend, wenn das nicht mehr durch die Bank weg erkannt wird, sondern radikale Strömungen tatsächlich Leute auf die Straße bringen. Man kann darüber lachen, wenn Pegida-Anhänger interviewt werden und man dadurch ihre verstörenden bis sinnfreien Haltungen hört, aber auch wenn man die Leute damit konfrontiert, bleiben sie daheim? Nein. Darüber muss man sich dann wirklich Gedanken machen.
Die Gretchenfrage lautet, wie kann man diese Leute nun wieder "abholen" und zeigen, dass es nicht Facebook-Hetze ist, die eine Lösung darstellt, und dass man politisch verdrossen sein kann, es aber kein Weg ist die NPD/AFD zu wählen, einem Galgen nachzulaufen und Brände zu legen? Wer erreicht denn noch die "breite Masse", wenn die Politik uns zeigt, dass sie selber rat- und handlungslos wirken/sind?
Ich möchte das mir die Leute ins Gesicht sagen was sie blöd an mir finden. Schreiben kann man viel und Papier ist geduldig. Jede Wette das sich das keiner traut, was man mir geschrieben wünscht ?
Das ist auch so ein Phänom: Jeder will immer die Wahrheit hören, aber wenn sie dann kommt und nicht rosa verpackt mit Schleife ist, schlägt die Aufgeschlossenheit um.
Habe ich je erwähnt, dass ich in Bezug auf meine Rückmeldungen bei den "Vorstellungen" und durch meine explizite Antwortpost nicht nur positive Reaktionen erfahren habe? Weit gefehlt, ich wurde als "bösartig", "arrogant", "Besserwisserin" oder "Forentod" tituliert, ich würde Administratoren in den Boden stampfen, hasse "natürlich" jeden, der kein tolles Foren hat, speziell mag ich auch keine Selbsthilfeforen, hätte zudem ein "massives Problem" mit Betreibern, die nicht fix genug an ihren Seiten arbeiten, überdies erzuege ich Druck durch meine explizite Punktauflistung und - noch so ein Vergehen - wie kann ich es wagen syntaktisch korrekt, in vollständigen Sätze und eventuell sogar mit einigem Fachvokabular zu reagieren?
Das sind nur einige willkürliche Beispiele, aber ich glaube sie zeigen gut, wie weit es mit der "Wahrheit" her ist, wie "differenziert" Leute Rückmeldungen verstehen und auch zwischen personaler und fachlicher Kritik unterscheiden können...
Und da sollen sie es schaffen all das einem persönlich zu sagen? Ein frommer Wunsch, Floria, das werden 99 von 100 Leuten so nicht schaffen, schon gar nicht in einem Netzwerk/Forum. Ich habe mich immer gefragt, was wohl passieren würde, würde ich in einem Anfall von Wahrheitsfindung einige Leute mit ihren Aussagen direkt konfrontieren, sie anrufen, gar vor ihrer Tür stehen und wenn sie mir dann live und in Farbe Rede und Antwort stehen müssten. Das könnte interessant werden.
Interessant finde ich nun, dass also auch ihr zwei, Floria und EM_Jott, sozialen Netzwerken den Rücken gekehrt habt bzw. es plant. Meine Fragen an euch wären:
Würdet ihr den sozialen Netzwerken noch eine Chance geben, wenn wirklich mit neuen/anderen/weiteren Regelungen das Niveau verbessert würde, ihr das Gefühl bekämt, es ginge wieder sozialer zu, oder seid ihr mit dem Thema durch, komme was wolle?
Habt ihr die sozialen Netzwerke für Werbung genutzt, konntet das zumindest als positiven Punkt mitnehmen oder hielt sich der Erfolg in Grenzen, wenn ich so unverblümt fragen darf?
Aufgrund des ersten Hypes rund um soziale Netzwerke wurden Blogs und Foren quasi schon mit einem Abgesang verabschiedet. Nun erleben wir durch Hetze, Mobbing&Co. verstärkt die hässliche Fratze dieser Medien - könnte das im Umkehrschluss bedeuten, Blogs und Foren gewinnen wieder an Aufmerksamkeit, weil dort weniger Leute und doch ein stück mehr auf Gemeinschaft gelegt wird, oder wird sich eher nichts ändern? Was denkt ihr, wenn ihr spekulieren solltet?