Ab wann ist ein Forenprojekt gescheitert?

  • Es gibt nichts zu verzeihen, im Gegenteil, ausführliche Rückmeldungen erlauben ein Nachhaken und dass man ein Thema unterschiedlich weiter auffächern kann. Zudem ist es doch immer hilfreicher, wenn Theoretiker auf Praktiker treffen und vice versa, weil die eine oder die andere Seite nicht aussagekräftig genug ist. Folglich ist deine Antwort aufschlussreich und bitte fühl dich nicht auf ein Minimum an Worten reduziert, sondern leg jederzeit alles ausführlich nach deinem Ermessen dar. :)


    Du hast einen Eindruck über deine Erfahrungen vermittelt und ich würde gerne auf einige Dinge zu sprechen kommen. Wenn möglich und nicht zu indiskret, erzähle bitte mehr von deinen Forenerfahrungen, damit man es sich vorstellen kann, ginge das?




    Würdest du anhand deiner eigenen Entwicklung und dem Verweis zur vereinfachten Administration von z.B. unserem WBB sagen, dass die Reihenfolge bei der Planung eines Projektes heute anders ist? Damit meine ich einen Ablauf in der Form:


    "Früher": Konzept erstellen => Planen => Sich nach der passenden Software umsehen.


    "Heute": Software besorgen => Aufbauen => Sich überlegen, was genau man da macht, was man will usw.




    Eng geknüpft an diese Frage ist sicher auch die nicht immer unheikle Frage, ob die Preisgestaltung einer Software auch den Anreiz gibt, dass eventuell verfrüht gekauft wird? Stichwort "Taschengeld"-Software für jedermann. Ich weiß, dass dieser Aspekt heiß diskutiert wurde/wird und es im schlimmsten Fall so endet, dass sich die Diskussionslager erbitterte Redeschlachten liefern. Nun hoffe ich, dass wir das hier gesittet und im Sinne der Diskussion fachlich abklopfen können. Wäre es also möglich, dass du einmal deine Einschätzung formulierst?
    [Ich selber muss dir Frage erst einmal an dich weitergeben, weil ich keine Lizenznehmerin bin und in Punkto Preisgestaltung leider oft völlig danebenliege bzw. mein "Gefühl" ist oft komplett anders als die realen Kalkulationen. Aber, ich kann dir im Anschluss gerne darlegen, was ich mir denke, damit du zumindest eine Vorstellung hast, was in meinem Kopf so los ist. ;) ]




    Darf ich fragen, welche Art von Werbung du für dein Projekt schon versucht hast, was absolut nichts gebracht hat, was ein wenig usw.?


    In diesem Kontext würde ich dich auch einmal fragen, was du von den Forenbetreibern hältst, die sich gezielt Marketingpersonal ins Forum holen (lassen wir einmal dahingestellt, ob diese Leute dann wirklich fachlich ausgebildet sind oder nicht)? Würdest du sagen, nicht-kommerzielle Foren können darauf verzichten und es macht erst Sinn, wenn wir wieder beim Beispiel der kommerziell-professionellen Supportplattform sind oder...?




    Du wirst es ahnen, ich muss an dieser Stelle einhaken und würde dich gerne bitten, ausführlicher zu werden (Hervorhebung von mir):


    @Fehler: Wie oben erwähnt, ist meiner Ansicht nach das fehlende Konzept sicher einer der Hauptfehler. Auf das hundertste Windows Forum wartet niemand, und auf zig Unterforen mit jeweils zwei Beiträgen auch nicht. Ich persönlich bin ein Verfechter der KISS Methode: Keep it simple and stupid. User möchten heutzutage zeitnah Content erleben, und konzentriert Information erhalten. Dort muss man diese Benutzer dann abholen, und ihren Erklärungsbedarf "pflegen". Benutzer möchten ja was schreiben und an einer Community mitwirken, aber ich muss ihnen darlegen, warum sie das gerade bei mir tun sollten. Das funktioniert einerseits über bereits bestehenden Content, und das ist zu Beginn halt leider oft mal eine "One-Man-Show", bis sich eine gewisse Eigendynamik ergibt, und andererseits ein bestimmtes Mass an administrativem Vertrauen, wodurch vermittelt wird, dass der Benutzer auf der jeweiligen Plattform "gut aufgehoben ist" und ein gewisses Mass an Nachhaltigkeit gewährleistet wird. Wobei es aber noch eine Reihe von Fehlern gibt, die man zu Beginn machen kann, aber das würde hier zu weit führen.


    Von deinem Standpunkt aus, siehst du es als den besseren Weg an, wenn man als Forenbetreiber durch den Content und somit qualitative Darbietungen die Nutzer sowohl animiert als auch einbindet, oder tendierst du zur Richtung gezielter Aktivitätssteigerungsmaßnahmen (Aktionen, Wettbewerbe&Co.)?


    Intuitiv aus dem Bauch heraus, wie relevant erscheint dir als sowohl Versierter als auch reiner Nutzer die reale Person des Forenbetreibers? Das heißt, würdest du sagen, die Person dahinter ist wesentlich mehr in die Entscheidung eingebunden, ob Nutzer in ein Forum kommen und ob sie bleiben, oder hält es sich mit dem Inhalt die Waage? Sicher, einen pöbelnden Administrator wird keiner gerne sehen und sich nicht motiviert fühlen aktiv zu sein, aber wenn es streng genommen nur um die Plattform und das Thema ginge, darf die Person dann das Zünglein an der Waage sein oder nicht?



    Könntest du den Aspekt der Fehler einmal näher erläutern oder zumindest anreißen, damit man deinen Gedankengang nachvollziehen kann?




    Du hast auf den Output, das abgewandelte Kiss-Prinzip ( :D ) und die Einfachheit als solches verwiesen. In diesem Kontext würde ich fragen, ob du dann auch die Meinung vertrittst, dass es nicht immer zig Plugins in einem Forum sein müssen, sondern eben mitunter das Grundinventar reicht, da Nutzer eventuell nur zu Beginn wie "Spielkinder" agieren ("Können wir die Funktion/das Plugin haben?!"), sich später aber oft nur bei den Grundfunktionen einklinken bzw. diese nutzen? Sicher, eine universalgültige Meinung dazu gibt es nicht, mich würde einfach dein Eindruck interessieren.










    Im Moment scheine ich mehr zu fragen als selber zu schreiben (?). Das liegt daran, dass ich praktische Eindrücke schätze und nicht selten hilfreicher finde als meine theoretischen Formulierungen. Falls du aber eine Auszeit brauchst und mein Fragenlimit erreicht ist, sag es ruhig, es setzt dann keine wütenden Blicke, kein Schmollen oder den traurigen Hundeblick. ;) :D

  • "Früher": Konzept erstellen => Planen => Sich nach der passenden Software umsehen.
    "Heute": Software besorgen => Aufbauen => Sich überlegen, was genau man da macht, was man will usw.

    Eindeutig die "Früher" Variante. Erklärung mittels Vergleich: Sucht man sich zuerst einen Schraubenzieher und überlegt dann, was man reparieren könnte/möchte oder umgekehrt? ;)

    Eng geknüpft an diese Frage ist sicher auch die nicht immer unheikle Frage, ob die Preisgestaltung einer Software auch den Anreiz gibt, dass eventuell verfrüht gekauft wird? Stichwort "Taschengeld"-Software für jedermann. Ich weiß, dass dieser Aspekt heiß diskutiert wurde/wird und es im schlimmsten Fall so endet, dass sich die Diskussionslager erbitterte Redeschlachten liefern. Nun hoffe ich, dass wir das hier gesittet und im Sinne der Diskussion fachlich abklopfen können. Wäre es also möglich, dass du einmal deine Einschätzung formulierst?

    Das Thema wir oft sehr hitzig diskutiert. Meine Einschätzung: Gute Software gibt es heute nicht mehr für lau. Wenn man sich anschaut, welche Funktionalitäten in den aktuellen Versionen eingepackt sind, dann muss es verständlich sein, dass es diese Produkte nicht gratis geben kann. Es gibt aber dennoch kostenfreie Varianten (zB. phpBB), bei welchen man aber selber sehr massiv Hand anlegen muss. Und wenn man kein begnadeter Coder ist, dann ist eine One-Click-Administration ala WBB und den angebotenen Plugins ein Segen. Und das kostet nun mal.

    Darf ich fragen, welche Art von Werbung du für dein Projekt schon versucht hast, was absolut nichts gebracht hat, was ein wenig usw.?

    Im Moment verwende ich Affilinet. Wobei ich dazusagen muss, dass bei mehr Aufwand meinerseits sicher Luft nach oben wäre. :)

    In diesem Kontext würde ich dich auch einmal fragen, was du von den Forenbetreibern hältst, die sich gezielt Marketingpersonal ins Forum holen (lassen wir einmal dahingestellt, ob diese Leute dann wirklich fachlich ausgebildet sind oder nicht)? Würdest du sagen, nicht-kommerzielle Foren können darauf verzichten und es macht erst Sinn, wenn wir wieder beim Beispiel der kommerziell-professionellen Supportplattform sind oder...?

    Wenn man bedenkt, was Marketing Leute zu fakturieren gedenken, dann muss das Forum schon einen sehr netten ROI aufweisen, damit die Rechnung stimmt. ;)

    Von deinem Standpunkt aus, siehst du es als den besseren Weg an, wenn man als Forenbetreiber durch den Content und somit qualitative Darbietungen die Nutzer sowohl animiert als auch einbindet, oder tendierst du zur Richtung gezielter Aktivitätssteigerungsmaßnahmen (Aktionen, Wettbewerbe&Co.)?

    Beides. Wobei imho auch hier der Grundsatz gilt: Weniger ist oft mehr. Wie sagt man in .de so schön: Klotzen, nicht kleckern... :)

    Intuitiv aus dem Bauch heraus, wie relevant erscheint dir als sowohl Versierter als auch reiner Nutzer die reale Person des Forenbetreibers? Das heißt, würdest du sagen, die Person dahinter ist wesentlich mehr in die Entscheidung eingebunden, ob Nutzer in ein Forum kommen und ob sie bleiben, oder hält es sich mit dem Inhalt die Waage? Sicher, einen pöbelnden Administrator wird keiner gerne sehen und sich nicht motiviert fühlen aktiv zu sein, aber wenn es streng genommen nur um die Plattform und das Thema ginge, darf die Person dann das Zünglein an der Waage sein oder nicht?

    Das hängt von der Materie ab: Wenn du ein "internationales Thema" behandelst, dann rückt die Person logischerweise in den "administrativen Hintergrund" (Nona :) ). Wenn man, so wie ich unter anderem, ein eher lokal angesiedeltes Forum betreibt, dann ergibt sich die Nähe zu den Benutzern zwangsläufig.
    Wovon ich aber fix überzeugt bin: Hochgradig wichtig sind ein "angenehmes Forenklima", ein adäquater Umgangston, entsprechende "Pflege" seiner Benutzer, aber auch ein entsprechendes Setzen von Zeichen bei Abweichung.

    Du hast auf den Output, das abgewandelte Kiss-Prinzip ( ) und die Einfachheit als solches verwiesen. In diesem Kontext würde ich fragen, ob du dann auch die Meinung vertrittst, dass es nicht immer zig Plugins in einem Forum sein müssen, sondern eben mitunter das Grundinventar reicht, da Nutzer eventuell nur zu Beginn wie "Spielkinder" agieren ("Können wir die Funktion/das Plugin haben?!"), sich später aber oft nur bei den Grundfunktionen einklinken bzw. diese nutzen? Sicher, eine universalgültige Meinung dazu gibt es nicht, mich würde einfach dein Eindruck interessieren.

    Wenn es sich um Helferleins für die Adminstration handelt, dann macht das immer Sinn. Bei Plugins, die zusätzliche Funktionalitäten für die Benutzer bringen, halte ich mich eher bedeckt, da die Basis-Funktionen schon mehr als ausreichend, und die Benutzer damit schon teilweise überfordert sind ("Was, ich habe eine Pinnwand?" :) )
    Sehr empfehlenswert sind immer Plugins, die das Angebot der Plattform erweitern, wie sie zB. hier auf cls Design angeboten werden.

    Grüsse aus Wien, Regards from Vienna

    Saccil

    Einmal editiert, zuletzt von Saccil ()

  • Ich habe das Gespräch hier natürlich nicht vergessen und würde einfach nahtlos fortfahren, bedanke mich aber zuerst für deine Einsichten und Erfahrungswerte. :)



    Worüber ich nachdenke, ist, ob wirklich jedem Betreiber von Beginn an bewusst ist, worauf er/sie sich einlässt, somit auch einkalkuliert, was kurz- und zumindest mittelfristig von ihm zu erwarten ist. Es gibt Projekte bei denen ich wirklich, das sage ich frank und frei, den Eindruck habe, es wurde schnell eine WBB-Lizenz erworben, das Projekt minimal erstellt und es gibt ein kostenloses Design, aber das war es dann auch. Man merkt und sieht, es gab kein reales Konzept, da wurde nicht wochenlang gefeilt, getestet und es so gemacht, das man zumindest merkt, das Projekt liegt der Person am Herzen. In einigen Fälle können wir sagen, es lag eventuell wirklich am fehlenden Können, nur, würde man sich dann nicht gezielt nach Hilfe umsehen, wenn einem das Projekt wichtig ist?


    Damit verbunden ist die Frage, kann und soll man ein Projekt alleine aufziehen oder wäre es nicht sinnvoller, die eigene Kompetenzen erst einmal recht nüchtern zu bilanzieren und sich einen entsprechenden "Gegenpart" zu suchen, um rein nach Kompetenz das Projekt zu betreiben?
    Anhand deiner Rückmeldung würde ich vermuten, du wirst mir nun sagen, das würde man am jeweiligen Forum und Content ermessen müssen, aber können wir heute wirklich noch erwarten, dass ein gutes Forum von einer Person alleine entwickelt und geführt werden kann, wenn es eben so viel Konkurrenz gibt, die eventuell schon länger etabliert ist? Oder müsste man sagen, es ist schon halb fahrlässig alleine antreten zu wollen?



    Dürfte ich dich bitten diesen Aspekt [Hervorhebung von mir] etwas näher aufzuschlüsseln, Sunwater?


    Wäre es zu persönlich zu fragen, was für ein Projekt du leitest, welchen konkreten Aufwand du betreibst und wie genau der Hinweis mit "Luft nach oben" in diesem Zusammenhang zu verstehen ist? Ich würde es mir gerne vorstellen, um darüber nachzudenken und dann ggf. gezielt weiter darüber mit dir zu sprechen. Wenn es also in Ordnung ist und nicht in negativer Hinsicht neugierig erscheint, könntest du etwas näher beschreiben? :)



    In Bezug auf deine Feststellung hier


    Wovon ich aber fix überzeugt bin: Hochgradig wichtig sind ein "angenehmes Forenklima", ein adäquater Umgangston, entsprechende "Pflege" seiner Benutzer, aber auch ein entsprechendes Setzen von Zeichen bei Abweichung.


    möchte ich dich gerne noch etwas fragen, was ein heikles Thema sein kann. Wichtig ist, sei bitte direkt und glaube nicht, du müsstest eventuell wegen mir eine höflichere Formulierung verwenden, abgemacht?


    Und zwar, hast du je bemerkt oder bist der Ansicht, dass es einen realen Unterschied macht, ob eine Frau oder ein Mann ein Projekt betreibt und, ob Frauen innerhalb der Forenwelt tatsächlich auch eine Art "Frauen-Bonus" haben/bekommen - ob unbewusst oder bewusst zugestanden/zugewiesen?


    Ich möchte dir kurz erläutern, warum ich auf diesen Punkt komme, in Ordnung? Es gab einmal in einem anderen Zusammenhang eine solche Diskussion, die aber nicht hier im CLS geführt wurde. Ich selber habe spontan gesagt, ich sähe keine Bevorteilung und wurde meines Wissens nie anders behandelt als männliche Nutzer. In der Folge der Diskussion haben sich aber viele männliche Nutzer zu Wort gemeldet, Erlebnisse geschildert und es führte dazu, dass ich mir nicht mehr 100% sicher war, ob ich mit meiner Sicht richtig liege, man es differenzierter sehen muss. Auch heute bin hin- und hergerissen, kann Argumente für jede Seite vorfinden und nachvollziehen, daher frage ich mich, was du darüber denkst oder gar erlebt hast.