3. Den Einwurf, man würde Entwickler quasi bedrängen, keiner würde ihren Einsatz zu schätzen wissen bzw. alles geschähe in der Freizeit etc. würde ich als "geschenkt" vermerken. Ich glaube nicht, dass Nutzer Entwickler regelrecht bedrängen, ihnen ein reales Leben fernab des Forums absprechen und erwarten, sie würden 24/7 vor dem Computer leben. Ob Hobby oder Selbstständigkeit, ich erwarte von meinem Gegenüber natürlich ein professionelles Agieren, aber mehr auch nicht. Das, was ich für mich in Anspruch nehme, gestehe ich doch auch dem Anderen zu, Nutzer sind also keine Sklaventreiber mit der Knute in der Hand.
Dann freu dich, dass du diese - mal vorsichtig ausgedrückt - naive Sicht noch hast. Jeder, der mal etwas länger als Entwickler von kostenfreier Software aufgetreten ist, kennt die andere kehrseite der medaille. Zumindest in der WBB Welt. Es gibt andere Bereiche (ich rede jetzt nicht vonanderer Forensoftware, sondrn von anderer Open Source Software im allgemeinen), wo die Stimmung ganz, ganz anders ist. Beim WBB hast du früher oder später eine sehr lautstarke Minderheit an Meckerern mit denen du dich abgeben musst, während man an Lob echt schwer kommt.
Paradoxerweise ist es bei kostenpflichtigen Plugins anders. Dort hast du zwar den gelegentlichen Meckerer "Warum ist das so teuer" / "Das gibts doch auch kostenlos", aber insgesamt ist der Ton meistens ganz anders, und du bekommst sogar noch eher Lob. Auch Fehlermeldungen laufen meistens viel konstruktiver ab. Das ist zumindest das, was ich bisher erlebt habe. Auch deswegen ist mein Interesse daran, kostenfreie Plugins für WCF anzubieten extrem gesunken.
- Aus eurer Sicht sowohl als Entwickler als auch Nutzer von WBB-Produkten, für wen ist die Informationspolitik seitens WoltLab eher zugeschnitten bzw. verständlicher?
WoltLab bedient eigentlich beide Klientel ganz gut. ich mein Schau dir die Ankündigungen im WSF an, das sind zum größten Teil Informationen für Endbenutzer. Dazu kommen in einigen Ankündigungen etwas abgesetzte Hinweise für Entwickler. der Rest der Kommunikation mit Entwicklern passiert auf GitHub, dort werden bestimmte Sachen bereits in den Pull-Requests etc. diskutiert. teilweise könnte WoltLab die Entwickler auch noch besser informieren.
- Teralios hat mit Hinblick auf GitHub ein gewisses Grundinteresse seitens der Nutzer gefordert, auch wenn sie eben keine Programmierer sind. Würdet ihr so eine Sicht bejahen und habt ihr den Eindruck, wir reinen Nutzer machen es uns tatsächlich an einigen Stellen zu einfach oder überblicken zu wenig von dem, was "im Hintergrund" abläuft?
Ich denke nicht, dass er ein Interesse eingefordert hat. Er hat nur gesagt, dass man, wenn man sich dafür interessiert, diese Informationen finden kann. Ich glaube auch nicht, dass das wirklich relevant ist, ob man sich nun für die Entwicklung interessieren sollte, oder nicht. Stein des Anstoßes war ja, dass es überhaupt Informationen zur Entwicklung von WCF 2.1 gibt.
- Sunwater hat die differenzierte Wahrnehmung seitens Entwickler und Nutzer angemerkt, Netzwerg sprach gar von "Fronten". Ist das nun wirklich ein konkretes, "messbares" Ungleichgewicht oder sprechen wir hierbei nicht eher von einer Art gefühlten Seiten-Positionierung? Sprich, ist es Lager-Politik oder eine Rolle, die sich über die Zeit in den Köpfen gefestigt hat?
Oftmals ist es leider so, dass es sich anfühlt, als würde oft von den normalen Endbenutzern versucht hier künstlich ein Keil reinzutreiben. Dabei sind auch die Entwickler ja Kunden.
WoltLab baut in erster Linie Produkte für den "einfachen" Forenbetreiber und erst dann für das Fachklientel (Programmierer&Co.),
WoltLab baut definitiv zuerst für den Ottonormalverbraucher. Damit verdienen sie ihr Geld. dennoch bemüht man sich seit Jahren, auch mehr Entwickler anzuziehen. Aus gutem Grund - Drittanbieterplugins bedeuten, dass die Forensoftware für Kunden attraktiver wird. Mehr engagierte Entwickler bedeuten auch, dass sich mehr Leute an der Weiterentwicklung des freien WCF Beteiligen, effektiv also entweder Arbeit für WoltLab übernehmen oder kostenfrei neue Features, die wiederum ein Kaufanreiz sind, zur Verfügung stellen im WCF. deswegen versucht man, auch in der Hinwicht die Kommunikatio zu verbessern. gitHub war ein erster guter Schritt, die regelmäßigen infos auch für Entwickler sind ein guter Schritt. Ein paar Dinge müssen dringend noch kommen - v.a. im bereich der Dokumentation.
Das Problem ist - und da kommen wir zu einem wirklichen Kernproblem - wenn ich jowina so höre mit seiner Angst, es würden Ressourcen abgezogen für die Produkte, dann muss ich damit rechnen, dass wenn ich jetzt eine bessere Dokumentation für Entwickler fordere (die Alexander ja schon angefangen hat), dass ich genau diese Argumentation wieder höre. Warum eine Dokumentation nur für "uns" Entwickler bringen, wenn WoltLab dann Ressourcen von "euren" Produkten abziehen muss. Genau diese Denkweise ist es, die mich zutiefst besorgt und die letzen Endes einen Keil treibt. Denn wer profitiert denn von einer besseren Dokumentation? Unmittelbar natürlich die Entwickler. An die richtet sich der ganze Kramsch ja. Aber der mittelbare Nutzen, den die Ottonormalverbraucher daraus ziehen, ist immens. Eine bessere Doku lockt mehr Entwickler. Mehr Entwickler bedeuten mehr und bessere Plugins. Mehr Entwickler bedeuten schnellere Arbeit am LGPL WCF. Mehr Entwickler bedeuten eine Steigerung des Bekanntheitsgrades, evtl. auch über den bisherigen Kundenkreis hinaus. Mehr Kunden heißen mehr Geld für WoltLab, heißt mehr Geld um einen weiteren Programmierer zu beschäftigen, heißt entweder mehr Produkte (CMS) oder schnellere Arbeit an bisherigen Produkten.
Was mich aber verwundert: Die Ankündigung, dass künftig im WF 2.1 Redactor zum Einsatz kommt, hat mich zunächst einmal als Kunde gefreut. ich habe derzeit keine Plugins, die auf den CKEditor zugreifen. Aber mich nervt so einiges an der Bedienung, das scheiß rumspringende Karet u.s.w. Meine erste Reaktion war "Geil, das erledigt die ganzen nervigen Probleme beim Schreiben". Und die nächste Reaktion war: "Gute Sache, dass WL diesmal nicht wie im WCF 1.1 mit dem TinyMCE die Probleme einfach aussitzt, sondern was tut". Reaktionen als normaler kunde. Aus Entwicklersicht habe ich mir den Redactor bis heute noch nicht angesehen, weil es derzeit für mich noch nicht einmal relevant ist. Das einzige, was für mich als Entwickler an der Ankündigung wichtig ist, ist, dass ich eine Sache, die derzeit mit dem CKEditor kaum umsetzbar ist nun gar nicht mehr mit dem CKEditor versuche. Das ist vertane Liebesmühe. Da kann ich mir wenn die Zeit reif ist, ansehen, ob ich das mit Redactor besser hinbekomme.
Insofern wundere ich mich manchmal schon ein wenig. Ich finds gut, dass Woltlab Kunden frühzeitig darüber informiert, dass sie an einem so zentralen Bestandteil der Software wesentliche Veränderungen planen. Das freut mich zunächst einmal als Kunde, weil ich mich über den bisherigen Editor v.a. in der Bedienung oft aufrege. Und erst danach interessierts mich als Entwickler. Insofern meine Verwunderung, denn wie kann man es als Kunde falsch finden, über so etwas rechtzeitig informiert zu werden? Warum entwickelt sich da eine "Entwicklersicht vs. Kundensicht" Diskussion draus? Natürlich ists für Entwickler zusätzlich noch interessant...